Breadcrump- bzw. Brotkrümel-Navigation

Die Prager Metro, ein vor Leben pulsierendes Phänomen der Großstadt

Die Metro, die allen gut bekannten drei bunten Linien, bedeutete zu ihrer Zeit eine Revolution im öffentlichen Personennahverkehr. Sie beeinflusste die Qualität des Lebens der Bewohner in der sich dynamisch entwickelnden Großstadt und wurde zu einer völlig neuen Dimension, die Prag nach vorne brachte. Prag lernte die Metro als vierundvierzigste Weltmetropole kennen; sie brachte nicht nur für ihre Zeit führende Technologien, sondern auch ungesehene Schönheit. Die Interieure einiger Stationen werden sogar zu den fotogensten in Europa gezählt. Die Prager Metro ist also ein Phänomen von internationaler Relevanz und eine Inspiration für Liebhaber von Technik sowie Kunst.

  • Foto: Prague City Tourism
  • Foto: Prague City Tourism

Die erste Idee zum Bau einer Untergrundbahn in Prag entstand bereits im Jahr 1898 im Zusammenhang mit den umfangreichen Sanierungsarbeiten in der Altstadt. Konkrete Schritte zur Umsetzung dieser Idee wurden jedoch erst in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts unternommen, als Prag der ständige Verkehrskollaps drohte.

Obwohl die älteste Prager Metro die Linie C ist – eröffnet im Jahr 1974, damals nur von Florenc bis Kačerov – am berühmtesten wurde der erste Abschnitt der Linie A zwischen Dejvická und náměstí Míru, der vier Jahre später eröffnete. Dank dem typischen Innendesign, das in seiner Farbabstimmung und dem verwendeten Material sehr exklusiv wirkt, gehören die Stationen in diesem Abschnitt bis heute zu den schönsten in Europa. Die Stationen sind mit Aluminiumpresslingen in Form konvexer und konkaver Linsen (umgangssprachlich Brüste und Antibrüste genannt) verkleidet, die der Hauptarchitekt der Prager Metro Jaroslav Otruba inspiriert von Pop Art entwarf; die einzigartigen Farben stammen vom Grafiker Jiří Rathouský. Diese erfüllen hier nicht nur eine ästhetische Funktion, sondern gleichzeitig eine praktische – sie hatten die Aufgabe, die Schallwellen zu dämpfen, die die schweren Fahrgestelle der Zugsgarnituren abgaben.

 

Die Farben der Verkleidungen unterscheiden sich in jeder Station je nach der Symbolik verbunden mit dem jeweiligen Ort. Sie werden nur von der in der Farbe Champagner ausgeführten Linie an Verkleidungen vereinheitlicht, die im Mittelteil der Wand jeder Station von farbigen Streifen in drei Schattierungen der Grundfarbe ergänzt werden. Die Farben der Stationen sollten Reisende daran erinnern, dass ein Teil der Linie A unter historisch bedeutsamen Lokalitäten verläuft. Zum Beispiel die goldene Farbe in der Station Hradčanská symbolisiert die nahegelegene Prager Burg, den Sitz tschechischer Könige, Grün bei Malostranská erinnert an die Gärten, die sich in ihrer Umgebung befinden, braun in der Station Muzeum wiederum an die Stadtmauern, die einst an dieser Stelle standen.

Für die Prager Metro wurde außerdem eine spezielle Schriftart mit dem Namen Metron entworfen, die nicht nur in den Namen der Stationen, sondern auch für ihr Informationssystem verwendet wird.

Wenn wir zu den Tunnel und Metrostationen zurückkehren, ist vor allem der nicht öffentliche Teil dieser unterirdischen Stadt aus technischer Sicht mit Spitzentechnologien ausgestattet. Heute sind die elektrischen Zugsgarnituren der Metro viel wirtschaftlicher, was den Stromverbrauch angeht, als die ursprünglichen, die unverbrauchte Energie bloß in „Wärmeverluste“ übertrugen. Die Rekuperation elektrischer Energie, über die die derzeitigen Zugsgarnituren disponieren, führen heute zu bedeutenden Einsparungen. Unter idealen Bedingungen kann so ein großer Teil der elektrischen Energie, die beim Bremsen einer Zugsgarnitur entsteht, von einer anderen Garnitur für die Anfahrt genutzt werden. Nur zur Vorstellung führen wir an, dass der elektrische Leistungsbedarf einer Garnitur etwa 2,5 MW, d.h. 2 500 000 W beträgt, was 200 000 Wasserkochern entspricht.

Der sichere Betrieb der Prager Metro ist durch spezialisierte Systeme von Eisenbahn- und Zugssicherungsvorrichtungen gewährleistet, deren innovative Technologien die heutige Zeit praktisch überholen. Die Prager Metro wurde immer als Pionier neuer Technologien angesehen; das gilt auch für den Bau der neuen Linie D, die im vollautonomen Betrieb ohne Maschinenführer funktionieren soll. In der Welt ist diese Transportart bereits gängig, in Prag wird es allerdings die erste und vorerst einzige von einem Computer geführte Linie sein.

Die Prager Metro ist also ein sich dynamisch entwickelndes Phänomen, das es wert ist, erkundet zu werden. Es befinden sich hier zum Beispiel umgekehrte „Wolkenkratzer“, die einige Stockwerke in den Untergrund reichen, Atombunker mit Operationssälen, mittelalterliches gotisches Mauerwerk und viele weitere Überraschungen und interessante Details. Aber darüber vielleicht nächstes Mal mehr.

Fans der Metro können aus den Publikationen, die im Fanshop der Prager Verkehrsbetriebe (DPP) zu kaufen sind, mehr erfahren.

 

Verwendete Literatur:
Pražské metro – čtvrtá dimenze velkoměsta [Die Prager Metro – vierte Dimension einer Großstadt], kompiliert von PhDr. Josef Škorpil at alii, Panorama, 1990

Fakta a legendy o pražské městské hromadné dopravě [Fakten und Legenden des Prager öffentlichen Personennahverkehrs], Pavel Fojtík et alii, DPP hl. m. Prahy [Prager Verkehrsbetriebe], 2010