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Karl IV. (1316–1378) - böhmischer König und Kaiser des Römischen Reiches

Karl IV. (1316–1378) gehörte zu den größten europäischen Staatsmännern. Seine ausgeprägte Persönlichkeit vereinigte sich zu einer Reihe scheinbarer Gegensätze. Als ehrgeiziger Herrscher, ausgezeichneter Diplomat und Kunstmäzen war er zugleich pragmatischer Realist. Er war auch ein wirklicher Europäer, dem die deutsche, französische und italienische Kultur eigen war.

  • Karl IV., Foto: PCT

Gebildeter Europäer und ergebener Christ

Mütterlicherseits Přemyslide, väterlicherseits Luxemburger. Die Familienwurzeln Karls IV. reichen zum Anfang der Přemyslidendynastie in Böhmen, zu den ersten französischen Königen und sogar bis zu Karl dem Großen zurück, der an der Spitze des mittelalterlichen Römischen Reiches stand.

Karl IV. wurde am 14. Mai 1316 in Prag geboren. Damals war im Bewusstsein der Europäer Europa das Zentrum der Welt. Von der Existenz des amerikanischen Kontinents ahnte noch niemand. Vorübergehend mächtigstes Land war Frankreich. Eben dort begann im Alter von sieben Jahren Karls Erziehung. Er taucht alleine am französischen königlichen Hof auf, wo Karl IV., der Schöne, herrschte. Er verfügte über eigene Erzieher, sodass sich ihm plötzlich der Weg zu umfangreicher Bildung, aber auch zu wichtigen politischen und persönlichen Kontakten öffnete. Er war zum Beispiel mit dem künftigen Papst Klement dem IV. befreundet. Nicht weniger bedeutsam war, dass er aus Paris seine erste Ehefrau, die geliebte Blanca aus dem aufsteigenden königlichen Geschlecht Valois, mitbrachte.

Die allgemeine Vorbereitung fürs Leben fand in Luxemburg auf dem familieneigenen Herrschaftsgut statt, wo sich der autoritative Großonkel Balduin, Erzbischof von Trier, des heranwachsenden Thronfolgers annahm. Karl lernte weiterhin die Kunst des Herrschens, vervollkommnete seine Sprachkenntnisse. Eine Selbstverständlichkeit war das Meistern der Hofetikette und der ritterlichen Tugenden. Letztendlich berief ihn der Vater Johann nach Norditalien, damit er in dem intrigenreichen Milieu die Interessen der Luxemburger verteidigt. Hier konnte er sein militärisches Geschick, den Umgang mit Waffen, das Reiten und militärische Taktik ausprobieren.

Diplomat und Kaiser

Politische Erfolge feierte Karl vor allem, nachdem er König des heiligen römischen Reiches geworden war. Ständig bewies er, dass Diplomatie und politische Verhandlung seine starken Seiten sind. Oft griff er in Konfliktsituationen ein, behielt dabei den Überblick und zeigte Kompromissbereitschaft. Oft bediente er sich der Heiratspolitik.

Viele Umstände beeinflussten das Leben in Europa. Zu den wichtigsten gehörte die Rückkehr des Papsttums von Rom nach Avignon. Da Karl dies für ungeeignet hielt, machte er es zu seiner Aufgabe, den Papst nach Rom zurückzuholen. Er selbst hatte im April 1355 in der ewigen Stadt die Krone des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches angenommen, womit er formal auch zum ersten Mann der damaligen Welt wurde.

Das durch den Kriegskonflikt mit England geschwächte Frankreich, das mit der Reconquista ringende Spanien oder das vorerst noch schwache Moskauer Fürstentum konnten das Vorhaben Karls bezüglich des Reichs nicht gefährden. Die Stabilität des Reiches stellte er durch Kodifizierung des Reichsgesetzes in Form eines Gesetzbuches unter dem Namen Goldene Bulla Karls IV. sicher. Ähnlich achtete er auf Wirtschaftsprosperität, Bildung und Kulturentwicklung. Karl IV. schuf eine gute Grundlage für die gemeinsame Entwicklung Europas und bleibt bis heute eine inspirative Persönlichkeit.