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Königliches Wildgehege – der Prager Central Park

Eine Oase der Ruhe und Entspannung, eine grüne Insel inmitten der lärmenden Metropole, der größte Prager Stadtpark. Das alles und noch viel mehr ist das Königliche Wildgehege, im Volksmund Stromovka. Die ungefähr 100 Hektar große Lokalität wird tagtäglich von einer bunten Palette Besucher aufgesucht. Hier treffen Sie Hipster, Liebespaare, Jogginganhänger, Inlineskater und Fahrradfahrer, genau wie Familien mit Kindern sowie Hundebesitzer. Von Zeit zu Zeit können Sie auch auf Hochzeitsfeiern stoßen, die unter den romantisch gewölbten betagten Bäumen stattfinden. Stromovka hat kurz gesagt sein unverwechselbares Genius Loci und lebt so irgendwie in seinem eigenen Rhythmus.

  • Königliches Wildgehege
  • Statthalter-Lustschloss
  • Königliches Wildgehege

Der Holešovicer Park wurde im Jahr 1268 angelegt, als hier Přemysl Otakar II. zur eigenen Unterhaltung und der des Königshofs ein Jagdgehege einrichtete und darüber ein kleines Lustschloss errichtete. Mehr als 750 Jahr … das ist schon ein Stück Geschichte. Aber kehren wir noch einmal zu den Anfängen zurück. Die berühmteste Ära des königlichen Jagdreviers begann unter den Habsburgern im 16. und am Anfang des 17. Jahrhunderts. Kaiser Ferdinand I. ließ es in den Jahren 1536-1548 erweitern und auf direktem Weg mit der Prager Burg verbinden. Es wurde ein Teich angelegt, neue Bäume eingesetzt und es entstand eine Fasanerie mit Forsthaus, später ein Obstgarten. Am Westrand des Wildgeheges entstand die Kaisermühle (Císařský mlýn) mit dem bis heute erhaltenen Spätrenaissancetor. Unter Rudolf II. erhielt auch das alte Lustschloss ein Renaissancegewand und der ursprüngliche Teich wurde grandios auf eine Fläche von 21 Hektar erweitert. Mitten in der Wasserfläche wurde eine Insel aufgeschüttet, deren heutiger Überrest der sogenannte Eichenhügel (Dubový pahorek) ist – eine zentrale Erhebung mit uralten mächtigen Eichen. Die Speisung des Großen Teichs sicherte der sogenannte Rudolfstollen ab – für seine Zeit einzigartig und bis heute ein voll funktionsfähiges technisches Werk. Auf einer Länge von 1 100 Metern führte er Wasser aus der Moldau (von einer Stelle in der Nähe der heutigen Štefánikovo most/Brücke) durch den Letná-Hügel ins Wildgehege; seine Mündung ziert ein Renaissancetor mit dem Datum 1583 und dem Monogramm Rudolfs II. Eine weniger glückliche Zeit kam für das Königliche Wildgehege im 17. und 18. Jahrhundert, als zahlreiche Kriegskonflikte ihre Zeichen an seinem unheilvollen Zustand hinterließen – einige Male diente es nämlich als ideale Fläche für Militärlager.

Die neuzeitige Geschichte dieses Gebiets als öffentlich zugänglicher englischer Park mit gärtnerisch gepflegten Abschnitten wird seit dem Jahr 1804 geschrieben. Der große Rudolfteich wurde teilweise zugeschüttet, wobei einige kleinere Wasserflächen und weitläufige Wiesenkomplexe entstanden. Die malerische Naturkomposition vollendete anschließend die Pflanzung vieler Zier- sowie exotischer Gehölze. Gleichzeitig fand der neogotische Umbau des bis dahin devastierten Lustschlösschens statt (ab dem Jahr 1849 mit dem Beinamen „des Statthalters“); den romantischen Adaptierungen entkam auch seine unmittelbare Umgebung nicht. Die einzelnen Teile des Königlichen Wildgeheges verband ein Netzwerk aus Gehwegen und Pfaden, es entstanden erste Lauben, Sitzbänke und Teichmolen. Etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich unter den Pragern der derzeitige Name Stromovka – eine freie Übersetzung des deutschen Worts „Baumgarten“, was die damalige Benennung des Parks nach der Zusammenlegung des Wildgeheges und der benachbarten Baumschule war – und nahm bald Überhand. Die endgültige Fläche des Gebiets wurde Ende des vorletzten Jahrhunderts vom Bau des Wasserkanals und der Eisenbahnstrecke im oberen Teil des Parks, der Straßenbahnschlinge auf der östlichen Seite und vor allem der Errichtung des Messegeländes beeinflusst.

Ein unübersehbares Gebäude Stromovkas ist das Šlechta Restaurant (Šlechtova restaurace), ursprünglich ein königlicher Saal aus den Jahren 1689–1691. Seinen großen Saal schmückten die Fresken von Jan Jakub Steinfels, welche den Gott Apollo mit Venus und Amor und weitere mythologische Szenen darstellen. Hundert Jahre später wurde das Gebäude von František Antonín Herget in ein Gartenrestaurant umgebaut und im Jahr 1855 von Bernard Grueber in den neogotischen Stil. 1882 wurde das Restaurant von Václav Šlechta (daher der Name) angemietet, der es bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs betrieb. Unter seiner Leitung gedieh das Lokal und war eine Pflichthaltestelle für Erfrischungen aller Teilnehmer der sonntäglichen Korsos. Zum tristen Zustand des „Šlechtovka“ trugen in der Nachkriegszeit die sozialistische Bewirtschaftung und einige Feuer bei. Das Werk der Zerstörung vollendeten die Überschwemmungen im Jahr 2002. Die Rettung kam im wahrsten Sinne in letzter Minute – das architektonisch wertvolle Objekt ersteht derzeit aus der Asche auf und sollte der Öffentlichkeit nach Abschluss der Renovierung im Laufe des Jahres 2021 zur Verfügung stehen.

Das derzeitige Stromovka ist im Leben der Prager ein echtes Phänomen und nichts zeugt davon, dass sich daran etwas ändern sollte. Im Gegenteil – die Architektur des Parks machte in letzter Zeit eine kostenintensive Revitalisierung durch, die modernen Trends des 21. Jahrhunderts folgt. Eine grundlegende Verwandlung durchlief vor allem der zentrale Teil des Gebiets. Das Ergebnis sind vier Kilometer erneuerter Wege, neue Teiche, Brücken und Molen, die Entstehung einiger neuer Kinderspielplätze, Picknickplätze und Freiluftfitnessplätze. Platziert wurde auch weiteres Mobiliar in Form neuer Sitzbänke, Beleuchtung und Abfalleimer. Übrigens, den sehr ungewöhnlichen Spielplatz für Kinder erneuerte vor einigen Jahren das Magistrat der Hauptstadt Prag. Teil davon sind originelle Stahlbetonplastiken, die vor mehr als einem halben Jahrhundert die Bildhauer Olbram Zoubek und seine Frau Eva Kmentová schufen. Das Ganze wirkt so als offene Freiluftgalerie, die den öffentlichen Raum eindrucksvoll belebt. Kein Wunder, dass sich die positiven Veränderungen in der „Infrastruktur“ des Parks in seinen Besucherzahlen widerspiegeln – jedes Jahr heißt Stromovka mehr als 4 Millionen Menschen zu Gast.

Zu Kultur und Kennenlernen:

Lapidarium
 
 Výstaviště Praha 422     nm.cz
Eine einzigartige Querschnittskollektion von etwa 400 Originalen der besten Steinmetz- und Bildhauerwerke aus dem 11.–19. Jahrhundert.

Marold Panorama (Maroldovo panorama)
  Výstaviště Praha 417     vystavistepraha.eu
Das Panoramabild der Schlacht bei Lipany (1434) mit realistischen Gegenständen im Vordergrund erzeugt die Illusion eines dreidimensionalen Raums. Das bemerkenswerte Werk des Malers Luděk Marold aus dem späten 19. Jahrhundert ist das größte Gemälde eines geschichtlichen Ereignisses in der Tschechischen Republik.

Messepalast (Veletržní palác)
 Dukelských hrdinů 47      ngprague.cz
Das führende Objekt der Nationalgalerie in Prag versteckt in sich eine einzigartige Sammlung tschechischer sowie ausländischer moderner und zeitgenössischer Kunst.

Planetarium
  Královská obora 233     planetum.cz
Das Prager Planetarium mit einem Durchmesser der Projektionskuppel von 23,5 Metern gehört zu den größten Objekten seiner Art auf der Welt. Die modernste audiovisuelle Technologie verwandelt den Hauptsaal in eine perfekte Illusion des Weltalls.

Alte Kläranlage für Abwasser (Stará čistírna odpadních vod)
  Papírenská 6      staracistirna.cz
Das nationale Kulturdenkmal präsentiert einen außergewöhnlich guterhaltenen Industrialbau mit einzigartigen unterirdischen Technologieanlagen.

Zoologischer Garten (Zoologická zahrada)
  U Trojského zámku 120/3     zoopraha.cz
Der Prager Zoo gehört dank seiner einzigartigen Lage, der Anzahl an Tieren und Artenvielfalt zu den schönsten Zoos auf der Welt. Sein gegliedertes Terrain bietet einen bis zu zehn Kilometer langen Spaziergang durch die Exotik inklusive der afrikanischen Savanne, dem indonesischen Dschungel oder dem Elefantental. Im Jahr 2017 platzierte er sich auf dem 5. Platz auf der Welt laut den Bewertungen des Servers TripAdvisor.

Zur Unterhaltung:

Meereswelt (Mořský svět)
  Výstaviště Praha 419/4     morsky-svet.cz
Das größte Meeresaquarium in der Tschechischen Republik. Neben der ständigen „Fisch-“ Exposition können auch Vorzeigefütterungen sowie nächtliche Besichtigungen absolviert werden.

Anlegestelle Kaiserinsel (Přístaviště Císařský ostrov)
 
 Schiffahrtskanal
Regelmäßige Fahrten mit Ausflugsschiffen zwischen dem Zentrum Prags (Rašínovo nábřeží/Ufer oder Čechův most/Brücke) und der Kaiserinsel.

Reit- und Ponyschule
  Císařský ostrov 1098     ponici.cz
Das Schulungszentrum bietet kompletten Reitunterricht für Kinder und Erwachsene und ermöglicht Ausritte nach Stromovka, wo spezielle Reitwege zur Verfügung stehen.

Matthiasfest (Matějská pouť)
 
 Výstaviště Praha      matejskapout.cz
Der bekannteste und meistbesuchte Jahrmarkt in der Tschechischen Republik findet alljährlich in den Frühlingsmonaten im Areal des Prager Messegeländes statt.

Auf einen Kaffee, zum Mittag- oder Abendessen:

Vozovna Stromovka
  Královská obora 2     vozovna-stromovka.cz
Das Gartenrestaurant nutzt die modernisierten Räumlichkeiten des ursprünglichen Straßenbahndepots, das sich hier bis in die Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts befand. Auch der geräumige Garten oder die Terrasse mit angenehmem Ausblick ins Grüne können genutzt werden.

Na Slamníku
 
 Wolkerova 12     na-slamniku.cz
Das legendäre Restaurant in Bubeneč, dessen Anfänge bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen, bietet traditionelle tschechische Gastronomie. Im Saal finden regelmäßig Konzerte von vor allem weniger bekannten oder beginnenden tschechischen Bands statt.

Lokál nad Stromovkou
  Nad Královskou oborou 232/31     lokal.nadstromovkou.ambi.cz
Ein redliches tschechisches Restaurant mit hervorragender Hausmannskost und sorgsam behandeltem Bier.

Pražan
  Výstaviště 67      pivovarprazan.cz
Die Entstehung des Gebäudes reicht zur „Landes-Jubiläumsausstellung“, die im Jahr 1891 stattfand, zurück. Nach Ende der Ausstellung wurde der Pavillon für gastronomische Zwecke als Restaurant Pražan genutzt. Nach der vor kurzem durchgeführten gelungenen Renovierung des Interieurs wurde das Objekt erneut für die Öffentlichkeit geöffnet.

V zahradě
Schwaigerova 59/3     vzahrade.com
Das Restaurant des Hotels Schwaiger spezialisiert sich auf gehobene Gastronomie und moderne tschechische Küche. Alle Speisen werden aus sorgfältig ausgewählten Zutaten, die ausschließlich von lokalen Märkten und Bauernhöfen stammen, zubereitet. Ein Bonus ist die heimische Räucherei für Fleisch, Fisch und Gemüse.

Café Továrna
  Papírenská 6     staracistirna.cz
Ein gemütliches Kaffeehaus mit stilvoller Atmosphäre direkt in den Räumlichkeiten der Alten Kläranlage. Hier können Sie auch abgepackten Kaffee und Tee inklusive Zubehör zu dessen Zubereitung kaufen. 

Wie Sie dort hingelangen:

Zug – Station Praha – Holešovice
Metro – C, Nádraží Holešovice
Straßenbahn – 6, 12, 14, 17, (Nachtlinien 93, 94) 

 

 

 

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