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Wofür steht der Begriff Tschechisches Design?

Wenn Sie an Tschechien denken, was fällt Ihnen als Erstes ein? Der Begriff „Design“ sicherlich nicht… Und dennoch ist die hiesige Designerszene eine sehr dynamische und mannigfaltige, die an jeder Ecke mehr und mehr internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht.

  • Pavel Janák: Kaffee-Set, Foto: Modernista

Was:

Die Dominanten des tschechischen Designs liegen eindeutig bei den Werkstoffen Glas und Porzellan, die hauptsächlich zu Designervasen, Dekorgegenständen sowie Lampen und Leuchten verarbeitet werden. Das Möbeldesign ist zwar keine herausragende Größe, doch in der goldenen Ära des Designs, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand eine Reihe symbolhafter, meist aus Holz gefertigter Möbelstücke. Eine große Tradition hat hier auch (nicht nur aus Holz hergestell­tes) Spielzeug. Tschechien konnte sich für die hochwertige Schmuckherstellung im Land und, in den letzten Jahren, auch für die hier entworfene und gefertigte Mode einen Namen schaffen.

Wie:

Charakteristisch für das tschechische Design ist die präzise handwerkliche Verarbeitung und die typisch tschechische Prägung – ein Sinn für Humor und eine Vorliebe für unerwarte­te, exzentrische Lösungen. Das tschechische Design bewegt sich häufig an der Grenze zwischen Kunst und Handwerk. Es ist – meist deutlich erkennbar – vom Kubismus, vom Funktionalismus und von der Geschichte beeinflusst. Die jüngere Generation, die oft auch längere Auslandsaufenthalte hinter sich hat, kombiniert häufig die Geschichte mit ihren eigenen Erlebnissen.

Wann und wer:

Jugendstil: An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert dominierte in Europa der Jugendstil. Der in Paris lebende böhmische Maler Alfons Mucha war einer der herausragend-sten Vertreter dieser Ära; er wurde hauptsächlich durch seine Plakate für die Schauspielerin Sarah Bernhardt berühmt. Seine Entwürfe für Schmuck und Textilien entstanden insbesondere für sein eigenes Werk im Bereich der Malerei, ob ihrer typi­schen Elegance sind sie jedoch bis heute sehr populär.

Kubismus: Zwischen 1911 und 1914 entwarf eine Gruppe böhmischer kubistischer Architekten Keramik, Lampen und Leuchten sowie Möbel im kubistischen Stil. Eine ganze Reihe ihrer Werke zählt bis heute zu den Ikonen der böhmischen bzw. (später) tschechischen Designkunst.

Zwischenkriegsmoderne: Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte die neu entstandene Tschechoslowakische Republik über 20 Jahre hinweg eine bemerkenswert erfolgreiche Zeit und einen ebensolchen kreativen Aufschwung. Die Zwischenkriegszeit wurde quasi zur goldenen Ära des tschechischen Designs, und eben in dieser Zeit stellte sich auch ein gewisser Einfluss des Art déco und des Funktionalismus der Bauhaus-Schule ein. Die Werke dieser Zeit, von der Architektur über Möbel bis hin zu Gebrauchsgegenständen, zeichnen sich durch klare Linien, Schlichtheit, den Einsatz vor Ort vorhandenen Materials und hochwertige Verarbeitung aus. Zusammen mit ihrem zeitlosen Stil garantierten sie eine lange Lebensdauer.

Nachkriegszeit: Auch die Nachkriegszeit hatte ihre Höhen, beispielsweise den Brüsseler Stil, dessen Bezeichnung sich vom phänomenalen Erfolg herleitet, den die tschechoslowaki­sche Beteiligung an der Expo 58 in Brüssel erfuhr. Für diesen Stil typisch waren abgerundete Kurven, eine breite Farbpalette und die Nutzung neuer Materialien wie etwa Laminat Aluminium, Gipskarton und Sperrholz. Sein Einfluss hielt sich bis in die 1970er-Jahre.

Legenden des tschechischen Designs: Pavel Janák, Josef Gočár, Vlastislav Hofman, Jindřich Halabala, Ladislav Sutnar, František Vízner, Jaroslav Ježek, Bořek Šípek, Jiří Pelcl

Einige zeitgenössische tschechische Designer und Design- Studios: Maxim Velčovský, Lucie Koldová, Dechem, Qubus, Rony Plesl, Olgoj Chorchoj, deFORM, Jan Plecháč & Henry Wielgus